„Micropia“ ist eine dem Artis Royal Zoo angegliederte Institution, deren Aufgabe darin besteht, die faszinierende Welt der Mikroorganismen und Kleinstlebewesen zu erforschen und für die Allgemeinheit erlebbar zu machen. Das weltweit einzigartige Institut ist im denkmalgeschützten Gebäudekomplex und Reichsmonument „De Ledenlokalen“ untergebracht.
„De Ledenlokalen“ befindet sich an der südwestlichen Ecke des Zooareals und beherbergt neben „Micropia“, ein Fernsehstudio, ein Veranstaltungsbereich, ein Bistro und Restaurant.
An der Kreuzung der Straßen Plantage Middenlaan und Plantage Kerklaan gelegen bildet das ab 1870 erbaute Ensemble ein überregional bekanntes Aushängeschild für den Zoo und ist somit der prominenteste Baustein der historischen Zoorandbebauung bestehend aus Aquarium, Bibliothek, dem Naturhistorischen Museum, dem Planetarium und „De Ledenlokalen“. Die Eckpavillons und das saalartige Mittelgebäude wurden 1870 erbaut und 1893 um den zooseitig gelegenen Wintergarten ergänzt. Im 2. Weltkrieg wurde das Mittelgebäude bei einem Brand zerstört, lediglich Teile der Außenwände blieben erhalten. Der daraufhin erstellte provisorische Wiederaufbau wurde zur Dauerlösung und erst im Zuge der Restaurierungsarbeiten in 2013 rückgebaut.
Das Sanierungskonzept für das Reichsmonument „De Ledenlokalen“ sieht vor, die historischen Bestandteile zu erhalten und weitestgehend entsprechend der Vorlagen von 1893 zu restaurieren.
In den zerstörten oder im Laufe der Jahre zu stark umgebauten Gebäudeteilen greifen zeitgemäße, architektonische Maßnahmen die historische Struktur auf und vervollständigen das Ensemble in moderner Form- und Materialsprache.
Im zunächst von der provisorischen Nachkriegsarchitektur bereinigten Mittelgebäude werden 7m hohe Betonportale in den Positionen der historischen, gusseiserenen Gebäudestützen aufgestellt. Diese Portale bilden eine seitenschiffartige Tragstruktur für die eingehängte, mit Aluminiumlamellen verkleidete Box, deren Volumen das ursprüngliche Satteldach nachzeichnet. Dieser in seiner Gestaltung sehr zurückhaltende Neubau steht in bewusstem Kontrast zum feingegliederten Altbau und bildet zur Hervorhebung der historischen Bebauung einen angemessenen Hintergrund. Die vorhandenen Bestandsaußenmauern wurden entsprechend der historischen Gebäudestruktur mit Betonelementen bis zur Ursprunghöhe aufgestockt. Dieser Bereich bildet die Übergangszone zwischen filigraner Altbausubstanz und abstrakter, eingehängter Box.
Im nördlichen Teil des Mittelbaus und in der darüber befindlichen neuen Box ist das „Mircopia“-Institut untergebracht. Haustechnische Räume und die Sanitäranlagen befinden sich im Souterrain des angrenzenden, nördlichen Eckpavillons. „Micropia“ steht Besuchern offen – der Haupteingang zum Institut befindet sich im Osten auf der Zooinnenseite.
Das offene Foyer ist Teil des hellen, lichtdurchfluteten Erdgeschosses, dessen raumprägende Elemente die historischen Außenwände, die hochaufragenden, hellen Betonportale, die fast schwebende, dunkle Box des Obergeschosses, der die beiden Geschosse verbindende, schwarzverkleidete Kubus des Aufzugschachtes und die große Wendeltreppe sind. Den Rundgang beginnt man mit dem Aufzug. Über diesen gelangen die Besucher in das als Blackbox konzipierte Obergeschoss, welches lediglich durch das Licht der Exponate, durch den Deckenausschnitt zum Erdgeschoss und die zweigeschossige als Videowandseite gestaltete Seite des Fahrstuhlkubus beleuchtet wird. Im hinteren Teil der Ausstellung kann man über ein Panoramafenster in das angeschlossene Labor blicken, hier arbeiten Wissenschaftler an der Erforschung und Veranschaulichung der Mikroben. Über eine breite Wendeltreppe gelangt man zurück ins Erdgeschoss. Hier wurde maßgeblich auf eine reduzierte Materialität und Farbgebung Wert gelegt. Klare Proportionen und das Wechselspiel zwischen Altbaubestand und neuer Architektur prägen den Raum und bilden den Rahmen für die Präsentation der Kleinstlebewesen. Durch das Sandstrahlen der Betonportaloberflächen entsteht der Eindruck von Natursteinmonolithen. Die aufgereihten, mächtigen Stützen und die eigehängte Blackbox erzeugen den Eindruck von Seiten- und Mittelschiff und verleihen dem Raum nahezu etwas Sakrales. Die Ruhe der Architektur und die spezielle Ästhetik der sich langsam auf der zweigeschossigen Videowand bewegenden Mikroorganismen sorgen für eine einzigartige Atmosphäre.